Welt-Frauen-Tag

orchidee


8. März. Weltfrauentag. Mittlerweile vergeht kaum ein Tag, der nicht ein besonderer Welt-Tag ist. x-Welt-Tage werden inflationär verbraucht. Das Jahr hat mit 365 Tag viel zu wenige Tage um alle Welt-Tage unterzubringen. Warum gibt es diese ominösen Welt-Tage? Welt-Tierschutz-Tag, Tag des Apfels, Welt-Nichtraucher-Tag, Welt-Aids-Tag, Towel-Day, Welt-Frauen-Tag? Wenn man all diese Tage wirklich bewusst begeht, dann bleibt keine Zeit für den ganz normalen Alltag. Gut, die meisten dieser Tag widmen sich irgendeiner Minderheit oder sozialen Randgruppe.
Wozu wurde der Welt-Frauen-Tag eingeführt? Frauen sind keine Minderheit. Ich wage mal frech zu behaupten, dass sie ungefähr die Hälfte der Weltbevölkerung stellen (außer in Indien, wo Mädchen vorsätzlich abgetrieben werden). Frauen stellen keine soziale Randgruppe dar. Immerhin sind sie in unseren Breiten offiziell gleichberechtig. Sie sind zum universitären Studium zugelassen, wahlberechtigt und dürfen über sich selbst bestimmen. Warum ein Welt-Frauen-Tag, wenn es sowieso den Mutter-Tag gibt? Frauen sind keine vernachlässigte Randgruppe. Männer denken doch die ganze Zeit nur an das Eine und das hat irgendwie doch auch etwas mit Frauen zu tun. Also was wollen Frauen noch?
Der Welt-Frauen-Tag hat mittlerweile eine fast 100-jährige Tradition. Das Datum war nicht immer der 8. März. Diesen Gedenktag hat man vermutlich deshalb gewählt, weil während eines Streiks von Arbeiterinnen in einer New Yorker Textilfabrik, als diese eingesperrt waren, ein Brand ausgebrochen ist. Dabei mussten 129 Arbeiterinnen sterben.
Genauso wie diese Arbeiterinnen damals, müssen Frauen auch heute noch oft hart für ihr Recht kämpfen. Frauen bekommen für die gleiche Arbeit noch lange nicht das selbe Gehalt wie ihre männlichen Kollegen. Frauen müssen sich sehr oft mit Halbtags- oder geringfügiger Beschäftigung zufrieden geben. Bei der momentan eklatant hohen Arbeitslosigkeit in Europa ist der Anteil an arbeitslosen Frauen noch höher als der, der Männer. Außerdem ist es leider nach wie vor selbverständlich, das Frauen ihre Karriere der Kindererziehung opfern. In den seltensten Fällen sind Männer bereit ihren Beitrag zu leisten, und in Karenz zu gehen.
Obwohl die Frau von heute "frei" und emanzipiert ist, gilt es unzählige Tabus zu brechen. So ist für Männer Masturbation eine Selbverständlichkeit. Einer Frau hingegen wird so etwas "Schmutziges" jedoch nicht zugetraut. Um Himmelswillen, sie würde doch ihren Partner betrügen, geisteskrank werden, ihre Genitalien verstümmeln, weiß der Henker was einem da noch alles einfallen könnte. Frauen können miteinander offen über das Sexualleben mit ihrem Partner plaudern. Jedoch über die eigenen sexuellen Erlebnisse mit sich selbst schweigt frau. So etwas macht man nicht. Höchstens in geselliger Chianti-Runde kommt das Thema kurz auf, meist kommentiert mit betretenem Schweigen. Aber warum sollte frau sich nicht selbst ein lustvolles Leben bereiten? Da fällt mir eigentlich nur eines ein: Sesam-Öffne-Dich!
Seht ihr, es gibt noch einiges zu tun! Deswegen hat auch der Welt-Frauen-Tag mehr als nur seine Berechtigung.
cicolina - 8. Mär, 08:04

Frauen haben von der Natur so unbezwingbare Waffen geschenkt bekommen. Zum Einsetzten dieser gehört allerding auch ein wenig Intelligenz. Dein Schreiben liest sich ja fast ein wenig sexistisch.

nestor - 9. Mär, 10:50

mit verlaub liebe cicolina, unter 'sexistisch' verstehe ich doch etwas anderes. 'sex-betont' vielleicht...doch genau darin liegt die enttabuisierende (unmißverständliche) botschaft.
nestor - 9. Mär, 10:44

ein ganz hervorragender text,
der von nestor vorbehaltlos (mit) zu unterzeichnen ist!

cicolina - 9. Mär, 18:11

Nestor, du hast vollkommen Recht. Ich hätte so einen intelligenten, brillant verfassten Text auch gerne in einer Zeitung zum Lesen gefunden...
tom_in_austria - 14. Mai, 16:58

Nicht sexistisch - eher erfrischend offen

Eine gelungene Zusammenfassung der Situation der Frauen in der heutigen Zeit wie damals.
In letzter Zeit liest man ziemlich viel über Frauen und Gleichberechtigung. Das Echo ist einheitlich positiv gegenüber der weiblichen Emanzipation. Schwarze Schafe gibt es natürlich immer. Auch wenn die meisten chauvinistischen Texte doch mit einem gewissen Augenzwinkern zu lesen sind (hoffe ich).
So wie dieser hier, vermutlich mit einem Augenzwinkern zu lesen sein wird.

http://ghostblogger.blogg.de/eintrag.php?id=1

Trackback URL:
https://helden.twoday.net/stories/1666971/modTrackback

logo

LIVE IN SIN

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Aktuelle Beiträge

otto mops
ottos mops ottos mops trotzt otto: fort mops fort ottos...
Artemis66 - 31. Mär, 21:43
Lapi
Der moderne Kater von heute liebt es zu computern....
Artemis66 - 22. Nov, 21:07
Reizend
Der Miro hat aber ein ganz besonders liebes Gschau....
cicolina - 12. Mai, 14:31
Professor Katz
Gestatten, Joan M. oder kurz: Miró. Schon im zarten...
Artemis66 - 9. Mai, 16:28
nachts....
Es ist Nacht, und mein Herz kommt zu dir, hält's...
Artemis66 - 7. Dez, 21:02

Weisheit

Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird keiner erkennen Über die Götter und alle die Dinge, von denen ich spreche. Sollte einer auch einst die voll- kommenste Wahrheit verkünden, Wissen könnt' er das nicht: Es ist alles druchschwebt von Vermutung. (Xenophanes, um 500 v.Chr.)

Status

Online seit 7336 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 31. Mär, 21:43

Mein Lesestoff


Viktor E. Frankl
Trotzdem Ja zum Leben sagen



Dan Brown
The Da Vinci Code


Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz
Der Wille zum aufrechten Gang


Nick Hornby
How To Be Good


Tracey Cox
Pocket Supersex


Dan Brown
Illuminati



Daniel Kehlmann
Die Vermessung der Welt

Musikliste



Zwei-Raum Wohnung, Various
Wir Trafen Uns in Einem Garten


Kosheen
Kokopelli


Rammstein, Christoph Doom Schneider
Reise Reise


Archive
Londinium





Depeche Mode
Precious

Credits