Dienstag, 9. August 2005

Rassismus hautnah

Rassismus ganz alltäglich und niemanden scheint es zu stören. Die Betroffenen resignieren und die Behörde hat Wichtigeres zu tun als einzuschreiten.
Ein Erlebnis, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich erschüttert und fassungslos zugleich. Wut über die Hilflosigkeit macht sich breit. Argumente helfen nicht weiter. Lautes Schreien, weil niemand zuhört, macht es auch nicht besser.
Gute zwei Wochen sind vergangen und ich bin noch genau so fassungslos wie an jenem Samstag Abend. Es war der Auftakt meines Urlaubs. Gelungen! Zwischenstopp bei A. in Innsbruck. Wir wollten den Abend locker ausklingen lassen und in der Disko ein bisschen shaken. Endstation war der Eingang zur Mausefalle. Hier verlangte der Türsteher, ein Mann schwarzer Hautfarbe, unsere Ausweise. Er war jedoch nur an A.s Identität interessiert. A. wies seinen österreichische Führerschein vor. Dann passierte das Verwunderliche. Der Türsteher verweigerte A. den Eintritt. A. scherzte und meinte, dass er aber schon über 18 Jahre alt wäre. Darauf entgegnete der Türsteher: "Das weiß ich, aber wir hatten gerade eine Schlägerei mit Ausländern." Dann wurde es mir zu bunt und ich argumentierte mit dem Mann, dass wir erstens mit der Schlägerei nicht das Geringste zu tun hätten und, dass A. kein Ausländer ist. Sein südländisches Aussehen und sein, in Österreich, nicht alltäglicher Name, machen ihn noch lange nicht zum Ausländer. A. wurde in Innsbruck geboren, ging in Österreich zur Schule, spricht akzentfrei Tirolerisch und Deutsch und studiert jetzt in Wien. Der Türsteher beharrte auf seier Meinung und A. zog sich resigniert zurück. Was tun, wenn Worte nicht weiter helfen?
Ich überredete A. dazu, uns an die Polizeit zu wenden. Doch der Dienst habende "Freund und Helfer" ließ uns nur wissen, dass sich die Polizei "um wichtigere Probleme kümmern muss".
Ich weiß nicht über wessen Verhalten ich mehr verbittert bin. Ich weiß nur, dass mich diese diskriminierende, menschenverachtende und vor allem gesetzteswidrige Ungerechtigkeit unheimlich traurig und zugleich wütend macht.
Es ist schon deprimierend, dass in Österreich, Toleranz, Weltoffenheit, Nächstenliebe, Integration und Dialog wohlgeformte Worthülsen sind, die bei genauerer Betrachtung wie Seifenblasen zerplatzen.
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